Wenn eins beim Vorstellungsgespräch ablenkt, dann ist es besonders für den Bewerber, die Blicke des Gegenübers aufs Papier. Es wirkt häufig nicht nur unprofessionell, es ist auch noch unhöflich.
Hiermit meine ich nicht unbedingt das gelegentliche Konsultieren von einem Interviewleitfaden, das gehört dazu – auch wenn sich viele Fragen im Gespräch ergeben und man sich häufig die Fragen von der Vorbereitung noch im Kopf hat.
Nein, ich meine die „Überprüfung“ des Lebenslaufes. Häufig habe ich früher mehr Energie darauf verwendet gewisse Elemente während des Gespräches im Lebenslauf zu überprüfen oder nachzulesen, anstelle dem Bewerber richtig zuzuhören! Meistens ist genau das auch noch negativ aufgefallen, zumindest hat es sich so angefühlt.
Es gab einen bestimmten Tag, da hatten wir mehrere Bewerber hintereinander eingeladen und ich fand einen Lebenslauf nicht in meiner Tasche.
Erst hatte ich eine leichte Panik, dann sagte die Kollegin neben mir, dass ich auch kurz auf ihr Exemplar schauen könnte.
Ich habe also nochmal einen kurzen Blick drauf geworfen, und dann war auch schon der Kandidat angenommen und das Gespräch konnte beginnen.
Ob Sie es glauben oder nicht, dieses Gespräch war aus meiner Sicht das interessanteste, welches ich in den Monaten hatte.
Warum?
Ich habe dem Bewerber mehr Aufmerksamkeit geschenkt und mich darauf konzentriert was und wie er erzählt. Es gab auch mehr Augenkontakt.
Der Kandidat fühlte sich anscheinend mehr zugehört, war redselig und wurde im Laufe des Interviews lockerer.
Es ergaben sich Fragen aufgrund von seiner Darstellung seines Werdeganges, die ich nicht hätte vom Lebenslauf ableiten können.
Das Vorstellungsgespräch war direkter, intensiver und sachlicher.
Ich habe letztendlich nicht alle vorher aufgeschriebenen Fragen akribisch gestellt, denn diese wurden durch die neuen Fragen abgedeckt und natürlich auch zum Teil von meiner Kollegin gestellt.
Es hat Spaß gemacht, denn es war auch abwechslungsreicher!
Wenn Sie also Ihr nächstes Bewerbergespräch geplant haben sollten, lassen Sie den Lebenslauf in der Tasche!
Schauen Sie ihn sich vorher an und notieren Sie sich die wesentlichen Fragen vorab.
Versuchen Sie es! (Zur Not legen Sie ihn einfach unter Ihren Schreibblock.) Und lassen Sie es uns wissen, wie es gelaufen ist!
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Photo credit: Colin K
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