Haben Sie auch schon gehört, dass man im Vorstellungsgespräch mit einem Bewerber nicht immer dem Bauchgefühl folgen soll?
Nun, ich bin da folgender Meinung: Wenn Sie den richtigen Bewerber für Ihr Unternehmen auswählen möchten, dann müssen Sie sicherlich auf Ihr Bauchgefühl hören – aber nicht gleich zu Anfang.
Mit anderen Worten, das Bauchgefühl sollte bei der Entscheidungsfindung durchaus eine Rolle spielen, aber nicht die erste Geige.
Es gibt eine klare Prämisse: „Erst beobachten, dann bewerten“.
Dieses ist einfach gesagt, aber nicht so einfach umzusetzen – besonders nicht in der zwischenmenschlichen Kommunikation während eines Vorstellungsgespräches.
Es gibt aber Dinge, die man tun kann, um zu gewährleisten, dass eine professionelle Entscheidung am Ende des Tages getroffen wird.
Ein gut vorbereiteter Auswahlprozess ist Teil einer solchen Lösung. Denn durch einen „gepflasterten Weg“, kann Zeit zum Beobachten miteingebaut werden. Aber mehr dazu später.
Eine Geschichte von Bernd
Stellen Sie sich vor Bernd führt sein erstes Vorstellungsgespräch. Seine Chefin hat kurzfristig ihre Teilnahme abgesagt. Er hatte sich zwar kurz vorher mit den Vorgesetzten ausgetauscht und sich einige Fragen aufgeschrieben, aber nun sind erst 30 Minuten des Interviews vergangen, und Bernd hat keine weiteren offenen Punkte auf seinem Zettel notiert. Der Bewerber hat momentan auch keine Fragen.
Bernd kommt ins Stocken. Er wird rot im Gesicht. Er ist sich bewusst, dass er gerade keinen guten Eindruck hinterlässt – als Repräsentant des Unternehmens.
Nach kurzem Überlegen schlägt er eine Toilettenpause vor. Er geht schnell zu seinem Platz und sucht im Internet nach einem Interviewleitfaden, um mehr „Futter“ für das restliche Gespräch zu haben. Er wird fündig. Er druckt das Dokument aus und geht wieder zurück in den Besprechungsraum. Es sind in der Zwischenzeit über 15 Minuten vergangen. Der Bewerber hat einige Fragezeichen auf der Stirn, aber Bernd lässt sich eine Ausrede einfallen, und stellt willkürliche Fragen aus seinem „neuen“ Katalog.
Wie würden Sie sich als der Bewerber fühlen? Wirkt es unprofessionell?
Bernd kann jetzt das Gespräch eventuell noch einmal retten, ist es vielleicht gerade nochmal gut gegangen. Aber hatte er Zeit, sich einen guten Eindruck von dem Kandidaten zu verschaffen?
Professionell den richtigen Bewerber auswählen
Basierend auf dieser Geschichte gibt es einige wesentliche Punkte, die Ihnen helfen können den nächsten Teamkollegen für Ihr Unternehmen zu gewinnen:
- Eine gute persönliche Vorbereitung (in der, zum Beispiel, das Gespräch vorab mit einem Kollegen geprobt wird).
- Einen angepassten Interviewleitfaden zu nutzen.
- Einen Bewertungsbogen mit den gewünschten Anforderungen vorbereitet zu haben.
- Schärfen Sie Ihr Bewusstsein, dass das Bauchgefühl da ist, einen aber vielleicht auch täuschen kann. Versuchen Sie im Gespräch nur zu beobachten, und erst nach dem Interview zu bewerten und auf Ihr Bauchgefühl zu hören.
- Schenken Sie dem Bewerber während des Gespräches Ihre ganze Aufmerksamkeit.
- Achten Sie auf Ihre Körpersprache (es gibt einen simplen Trick).
- Wenn Sie nervös werden sollten, sprechen Sie es offen an.
- Wenn ein anderer Interviewpartner dabei ist, tauschen Sie ab und zu die Rollen, so dass einer immer zum Beobachten kommt.
- Nach dem Vorstellungsgespräch sollte der Bewertungsbogen sowie das Bauchgefühl zur Entscheidung (aller Interviewer) beitragen.
Nun, man kann sicherlich nicht gleich alle Aspekte umsetzen, aber fangen Sie mit einem Punkt an, der Ihnen am einfachsten erscheint.
Welchen wählen Sie, um Ihrem Bauchgefühl nicht immer Vorrang zu lassen? Schreiben Sie einen kurzen Kommentar hier unten!
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