So fühlen Sie Bewerbern auf den Zahn: 4 Kurzübungen für das Vorstellungsgespräch

So fühlen Sie Bewerbern auf den Zahn: 4 Kurzübungen für das Vorstellungsgespräch

INFO: Dieser Artikel beinhaltet einen Ausschnitt des Recruiting-Leitfadens, den ich im März veröffentlichen werde, sozusagen als Vorgeschmack. Viel Spaß beim Anwenden dieser Kurzübungen in Ihren nächsten Interviews!

Man kann unendlich viele Fragen in einem Vorstellungsgespräch stellen, und dennoch fällt es schwer, den Bewerber richtig kennenzulernen. Da gibt es Fragen zur Motivation, zur Ausbildung und Berufswahl sowie zu Verhaltensweisen. Aber egal wie Sie die Fragen stellen, der Bewerber wird sie so gut wie möglich beantworten, um sich ins beste Licht zu rücken. Meistens jedenfalls. Durch Fragen werden Sie selten erfahren, wie der Bewerber wirklich agieren würde.

Aus diesem Grund möchte ich Ihnen vier Kurzübungen vorschlagen, die Sie binnen von 10-20 Minuten in jedem Vorstellungsgespräch mit einbauen können. Sie sind nicht sonderlich kompliziert, ermöglichen aber dennoch, den ‚wahren’ Bewerber besser kennenzulernen.

Los geht’s!

1. Lebenslinie

Diese Übung wird häufig als Einstiegsübung bei Auswahlinterviews genutzt, um die Vorstellung des Kandidaten interaktiver zu gestalten. In dieser Übung bitten Sie den Bewerber, sich in einer 5-minütigen Vorbereitung Notizen zu seinem Werdegang zu machen, mit Höhen und Tiefen aus seinem beruflichen sowie privaten Leben, die er mitteilen möchte. Idealerweise auch mit einem kurzen Ausblick in die Zukunft. Im Anschluss präsentiert der Bewerber anhand einer Zeichnung auf dem Flipchart seine persönliche Lebenslinie. Hierbei ist es interessant zu beobachten, was und wie viel er von sich preisgibt und auf welche Art und Weise er sich präsentiert. In vielen Fällen, in denen ich diese Übung angewandt habe, wurde mir der berufliche und private Werdegang des Bewerbers viel klarer als in einer Schilderung des Lebenslaufes.

2. Rollenspiele

Rollenspiele bieten eine gute Möglichkeit, die Verhaltensweisen der Bewerber besser zu beobachten. Wie vorhin angeregt, lohnt es sich an dieser Stelle, vorab ein oder zwei Szenarien mit dem Interviewpartner vorzubereiten. Wie lange soll die Übung dauern? Wer nimmt welche Rolle ein? Falls Sie wenig Erfahrungen mit Rollenspielen haben, oder es ein neues Rollenspiel ist, könnten Sie es im Voraus probeweise durchspielen. Beispiel: Bei dem „neuen Mitarbeiter“ ruft ein verärgerter Neukunde an. Wie geht man in solch einem Gespräch vor? Macht man Eingeständnisse?

3. Fallbeispiel zur Überprüfung von Kompetenzen

Mit dieser Art von Übung können einige ausgewählte Anforderungen des Stellenprofils überprüft werden. Es ist sozusagen eine verkürzte Version eines Rollenspieles. Der Fokus liegt auf einer oder zwei Kompetenzgruppen. Es folgt ein Beispiel zur Hinterfragung der fachlichen und methodischen Kompetenzen beim Bewerber: „Demnächst kommt unser neues Produkt auf den Markt. Was würden Sie genau tun, um sicherzustellen, dass wir vorab zu Werbezwecken 5.000 potenzielle Kunden kontaktieren könnten?“

4. Erarbeitung von Konzeptansätzen oder Problemlösungen

In dieser Kurzübung schildern Sie dem Kandidaten ein aktuelles (oder fiktives) Problem in Ihrem Unternehmen (Beispiel: „Der Kunde beschwert sich über die langen Lieferzeiten“). Oder Sie fordern ihn auf, einen Konzeptansatz zu erarbeiten (Beispiel: „Die neue Produktreihe soll in einem anderen Land vermarktet werden. Wie würden Sie vorgehen, um dort erfolgreich die Serie zu vermarkten?“). Im Gegensatz zu einem Rollenspiel hat der Kandidat nun 10 bis 15 Minuten Zeit, Lösungsansätze zu überlegen. Im Anschluss präsentiert er Ihnen die Ergebnisse und die Interviewpartner können parallel dazu seine Herangehensweise an die Aufgabe beobachten. Bei Aufgaben mit strategischem Inhalt werden die Kandidaten auch häufig aufgefordert, eine kurze SWOT-Analyse durchzuführen. Eine derartige Analyse ermöglicht es, zu sehen, wie der Kandidat die unternehmensinternen Stärken und Schwächen sowie die externen Chancen und Risiken eines Projektes/Themas erarbeitet.

Welche von diesen vier Kurzübungen haben Sie schon einmal angewendet? Welchen würden Sie im nächsten Vorstellungsgespräch ausprobieren wollen? Lassen Sie es uns unten in den Kommentaren wissen!

 

 Foto: Forgemind ArchiMedia

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